14
Nun ging die Katze auch zu dem Spitzchen und sagte ebenso.
Aber der Spitz wollte keine gestohlene Bratwurst essen und wollte
auch nichts mit der spitzbübischen Katze zu thun haben. „Nein,"
sprach er, „du Betrügerin, du Diebin, ich begehre keine Brat-
wurst von dir." Und er faßte sie am Ohr und führte sie in
die Küche und erzählte da alles, wie es gewesen war. Da wurde
der Katze die Bratwurst abgenommen, und sie bekam tüchtige
Schlage, weil sie in die Speisekammer geschlichen war und gestohlen
hatte. Das Möpschen uitb das Pommerchen wurden ansgeschol-
ten und bekamen den Tag nichts zu essen, weil sie den Diebstahl
verheimlicht hatten. Der Spitz aber wurde gelobt und bekam
die ganze Bratwurst zur Belohnung.
23. Hund und Katze.
«ss im.)
Zum Herrn kam Hund und Katze herein,
verklagten einander mit Heulen und Schrei'n:
„Hund hat mich so sehr ins Bein gebissen!" —
„Und mir hat Kätzchen die Nase zerrissen!" —
„Hund hat in der Küche genascht den Braten!" —
„Das Kätzchen ist über die Milch geraten!"
Was sagte der Hausherr zu ihrem Streit?
Er suchte den Stock, der war nicht weit.
Ihr habt euch beide einander nicht lieb,
und eins wie das andere ist ein Dieb!
Drum mögt ihr beide euch nur bekehren,
sonst soll der Stock euch Besseres lehren!
Wenn sich nun zwei nicht können vertragen,
so heißt es von ihnen bis zur Stund':
Sie leben zusammen wie Katz' und Hund.
24. Die Zeit.
(O Schulz.)
Wir teilen Tag und Nacht in 24 Stunden. Den Tag fangen
wir um Mitternacht an zu zählen, von da bis zum Mittag sind
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
49
82. Sonnenschein und Regen.
(Schmid.)
„Wenn doch nur immer die Sonne schiene!" sagten die
Kinder an einem trüben, stürmischen Regentage. Ihr Wunsch
schien bald in Erfüllung zu gehen. Denn mehrere Monate lang
erblickte man kein Wölklein am Himmel. Die lange Trockenheit
richtete aber großen Schaden auf Äckern und Wiesen an. Im
Garten verwelkten Blumen und Kräuter, und der Flachs, auf den
sich die Mädchen so sehr gefreut hatten, wurde kaum Fingers lang.
„Seht ihr nun," sprach die Mutter, „daß der Regen eben
so notwendig ist, als der Sonnenschein? Lernt aber zugleich ans
dieser weisen Einrichtung Gottes die heilsame Wahrheit, daß es
auch für uns Menschen nicht gut wäre, wenn wir lauter heitere,
frohe Tage hätten. Es müssen auch trübe Tage, Trübsale und
Leiden, von Zeit zu Zeit über euch kommen, damit ihr zu guten
Menschen heranwachset."
Sonnenschein und Sturm und Regen,
Freud' und Leid sind Gottes Segen.
83. Der Strohmann.
(Curtman.)
Ein Bauer hatte einen gar schönen Weizenacker, die Ähren
waren voll Körner, und die Körner waren voll Mehl, und sie
waren beinahe reif. Da kamen die bösen Spatzen und fielen ihm
in seinen Weizen und fraßen die halbreifen Körner, und wenn sie
es so fortgetrieben hätten, so hätte der Mann gar nichts bekom-
men. Da ging er des Morgens in aller Frühe hinaus, um auf
diese Spitzbuben zu schießen; allein, als er hinkam, waren sie schon
da gewesen; denn die Spatzen stehen noch früher auf als die Bauern.
Und sie hatten ihm schon wieder ein Stück Weizen nusgefressen
und saßen nun auf des Nachbars Kirschbanm und naschten Kirschen
und lärmten, als wenn sie sich über ihre Spitzbüberei freuten. Der
Bauer kratzte sich hinter den Ohren und besann sich, was er machen
sollte; denn seinen guten Weizen wollte er ihnen doch nicht lassen.
Auf einmal fiel ihm ein Mittel ein. Als er nach Hanse kam,
nahm er einen Stock, so groß als ein Mensch, wickelte Stroh darum,
Gabriel ». Supprian, Lesebuch. D. 1. 4
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Schmid Gabriel Supprian
50
bis er dick genug war, und machte ihm zwei Arme, zog ihm dann
seinen alten Rock an, setzte ihm seinen alten Hut auf und gab
ihm eine große Peitsche in die Hand. Als die Spatzen schlafen
gegangen waren, nahm er dieses Ungetüm, trug es hinaus und
stellte es mitten in seinen Weizenacker, gerade, als wenn es ein
lebendiger Mann wäre. Den andern Morgen, sobald die Spatzen
aufwachten, flogen sie eiligst nach dem Acker, wo sie es sich gut
schmecken lassen wollten; aber als sie hinkamen, siehe da, da stand
schon der Bauer in seinem alten Rocke und in seinem alten Hute
und drohte ihnen mit der Peitsche. Da es so gefährlich aussah,
getrauten sie nicht herbeizufliegen, sondern lauerten in der Nachbar-
schaft, ob denn der Peitschenmann gar nicht nach Hause gehen würde.
Aber er ging nicht; sie mochten warten, so lange sie wollten, er
blieb immer stehen, und wenn der Wind kam, so schwang er seine
Peitsche so hoch, daß es ihnen ernstlich bange wurde. Endlich flo-
gen sie mit hungrigem Magen nach Hause; sie hofften aber, viel-
leicht würde der Bauer, als er so frühe in das Feld gegangen sei,
sein Fenster offen gelassen haben; und dann wollten sie sich über
seine Käse hermachen, welche er gewöhnlich da trocknete. Aber das
bekam ihnen noch übler. Als nämlich der Bauer die Spatzen so
nach seinem offenen Fenster lugen sah, versteckte er sich hinter die
Thüre, und als nun die schlimmen Käsediebe hineingeflogen waren
und eben meinten, einen recht glücklichen Fund gemacht zu haben,
da zog er das Fenster mit einem Faden zu, und siehe da, die
Herren Spatzen waren allesamt gefangen, und es ging ihnen, wie
es allen Spitzbuben gehen muß.
84. Lied vom Windmüller.
(Löwenstein.)
Was muß der Müller haben,
wenn uns das Brot soll laben?
Durch Gottes güt'ge Vaterhand
gedeiht das Korn im ganzen Land,
der Roggen und die Gerste,
die sind das allererste.
Gerst' und Roggen muß er haben.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Und wie sie so weit war hergeflogen,
da hat sie sich nicht in der Zeit betrogen.
Der Schnee schmolz weg, die Sonne schien warm,
es spielte manch fröhlicher Mückenschwarm;
die Schwalbe litt keinen Mangel noch Not,
sie fand für sich und die Kinder Brot.
55. Hans und die Spatzen.
(Löweiistein.)
„Ach, Vater, sprich, wie fang' ich's an,
daß ich die Spatzen fangen kann?
Die Spatzen!"
Der Vater spricht: „So streu, mein Hans,
hübsch Salz den Spatzen auf den Schwanz!
Den Spatzen!"
Drauf nimmt er eine Hand voll Salz
und lauert mit gestrecktem Hals
auf Spatzen.
Und als der erste sich gesetzt,
schleicht er heran: „Dich krieg' ich jetzt!
Dich Spatzen!"
Das Spätzleiil aber flog, husch, husch,
hinweg zum nächsten Lindenbusch.
Ach Spatzen!
„Sie halten, Vater, ja nicht still,
wenn ich das Salz hinstreuen will, —
die Spatzen!"
„So laß die Spatzen, Hans, in Ruh —
sie sind halt klüger doch als du —
die Spatzen."
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
46
das nennt man: Der Landmann bestellt den Acker. Wenn das
Getreide reif ist, wird es mit der Sense gemäht; dann wird es
in Garben gebunden und in die Scheunen gebracht, und das nennt
der Landmann die Ernte.
Der Landmann baut mancherlei Getreide, als: Weizen,
Roggen, Gerste und Hafer. Das Getreide wird auf der Tenne
gedroschen, das Stroh dient zur Streu und zum Futter für
mancherlei Haustiere, die Körner aber werden zur Mühle gebracht
und gemahlen.
Außer dem Getreide baut der Landmann noch mancherlei
andere Früchte. Er baut Erbsen zur Nahrung für Menschen
und Tiere; er baut Rübsamen, daraus wird Öl bereitet; er baut
Flachs oder Lein, daraus wird die Leinwand gemacht; er baut
auch Kartoffeln oder Erdäpfel, die kennt wohl jedes Kind.
Auf der Feldmark findet man auch Wiesen; das sind frucht-
bare Plätze, auf denen Gras wächst. Das Gras auf den Wiesen
wird jährlich einmal oder etliche Mate gemäht und getrocknet;
dann nennt man es Heu und giebt es den Pferden, den Schafen
und den Rindern zum Futter. Die Wiesen liegen gewöhnlich an
Seeen, Teichen, Bächen oder Flüssen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
111
sie an ein frisches, klares Wässerchen und sahen, daß es gut zum Trinken
war. Das Hähnchen wollte sich sogleich darüber her machen, aber das
Hühnchen sagte: „Nein, liebes Hähnchen, noch nicht! Warte doch noch ein
wenig, bis du kühl bist. Ich trinke ja auch nicht eher." Allein das
Hähnchen war eigensinnig und trank, so viel ihm nur schmeckte. Doch
ehe sie nach Hause kamen, wurde es plötzlich krank und mußte aus deut
Felde liegen bleiben. Das Hühnchen lief eilends ttach Hanse und brachte
ihm Hilfe. Der Arzt machte auch endlich das Hähnchen wieder gesund;
allein es mußte lange im Bette liegen, viel bittere Arzenei nehmen und
viele Schmerzen leiden.
Nun glaubte das Hühnchen, das unvorsichtige Hähnchen habe doch
endlich warten gelernt. Aber als der Winter kam und das Wasser zufror,
da wollte das Hähnchen doch wieder ans das Eis gehen, ehe es noch fest
gefroren war. Da sagte das Hühnchen: „Liebes Hähnchen, ich bitte dich,
warte nur noch einen einzigen Tag; dann wollen wir zusammen auf das
Eis gehen." Aber das Hähnchen folgte auch diesmal nicht. Es ging
fort ans das dünne Eis, brach ein und ertrank.
178. Dorfmusik.
(Tieffenbach.)
Hoch auf dem Zaun der Gockelhahn
fängt die Musik mit Krähen an;
die Hühner stimmen lustig ein,
die Gans will auch nicht stille sein.
Die Ziege meckert in dem Stall,
es blöken laut die Schäflein all',
es bellt der Hund, und grunzend schrein
die Schweine alle, groß und klein.
Das Spätzlein selbst mit hellem Klang
stimmt an den lieblichsten Gesang;
im tiefsten Basse brummt dazu
im Stalle hier die alte Kuh.
Die Drescher in der Scheune dort,
sie schlagen flink in einem fort
den Takt dazu, daß laut es knallt
und weit durchs ganze Dorf hinschallt.
Das quiekt und schreit, das pfeift und summt,
das klopft und grunzt, das blökt und brummt! —
Wer hört je in der Stadt solch Stück? —
Das ist die lnst'ge Dorsmnsik! —
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
76
126. Der lügenhafte Hirtenknabe.
(O. Schulz nach Schmid.)
Ein Hirtenknabe hatte sich das Lügen angewöhnt und meinte,
im Scherz dürfe man schon lügen. Oft rief er mit ängstlicher
Stimme: Ein Wolf! ein Wolf! Wenn dann die andern Hirten
zusammenliefen, lachte er sie aus, daß sie so leichtgläubig wären.
Eines Tages fiel wirklich ein Wolf in die Herde des Knaben
ein. Da rief er wie -sonst: Ein Wolf! ein Wolf! Aber die
Hirten dachten: Dich kennen wir schon! Darum eilte auch keiner
zu Hilfe, und der Wolf würgte ungestört in der Herde des
Knaben. Als der Knabe nachher darüber klagte, mußte er das
Sprüchlein hören:
Einem Lügner glaubt man nicht,
wenn er auch die Wahrheit spricht.
127. Ich mag nicht lügen.
(Schlez.)
Einem Knaben hatte jemand ein kleines Beil zum Spielen
gegeben. Daran hatte er seine große Freude und hieb damit,
wie es eben traf, und es traf manchmal hin, wo es nicht gut
war. Wie der Kleine mit dem Beile auf der Schulter auch in
den Garten kam, dachte er: „Nun will ich ein tüchtiger Holz-
hauer sein," und fing an und hieb seines Vaters schönstes Nuß-
bäumchen um.
Den andern Tag kam der Vater in den Garten, und als
er das schöne Bäumchen welk am Boden liegen sah, wurde er
betrübt und zornig. „Wer mir das gethan hat," rief er, „der
soll mir's schwer büßen!" Aber wer es gethan hatte, das wußte
kein Mensch außer einem; der stand gerade hinter der Hecke,
hörte, wie der Vater so zürnte, und wurde feuerrot. Es ist
schlimm! dachte er; aber wenn ich's verschwiege, so wär's eine
Lüge, und lügen mag ich nicht. So trat er denn schnell in den
Garten zum Vater und sagte: „Vater! ich habe das Bäumchen
umgehauen; es war dumm von mir." — Da sah der Vater
den Knaben an, und er machte wohl noch ein ernsthaftes Ge-
sicht; — aber er zürnte nicht mehr.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
77
Der kleine Knabe lebte in Amerika und wurde nachher ein
braver Mensch und dazu ein gewaltiger General, hat auch sein
Leben lang die Lüge gehaßt. Er hieß Georg Washington.
128. Fritz Ob erlin.
(Rothert.)
Fritz Oberlin, der zwölfjährige Sohn eines wackern Pro-
fessors in Straßburg, ging eines Tages über den Markt. Da
sah er, wie einige ungezogene Knaben einem Bauernweib ihren
Korb mit Eiern vom Kopfe stießen. Das Weib war trostlos.
Fritz sieht die Buben mit einem durchbohrenden, strafenden Blick
an, schilt ihre Unart mit dem ihm eigenen Mute tüchtig aus
und tröstet das weinende Weib. Dann bittet er sie, etwas zu
warten, inib läuft spornstreichs nach Hause zu seiner Sparbüchse,
die, wie er weiß, voll ist. Im Fluge kommt er zurück, schüttet
den ganzen Inhalt der Sparbüchse in die Schürze der über-
raschten Bäuerin aus und ist auch sogleich wieder fort, ohne
ihren Dank abzuwarten.
Ein andermal kam er auf dem Markte zu Straßburg an
der Bude einer Kleinhändlerin vorbei. Er sah, wie eine alte,
arme Frau vergeblich bemüht war, von dem Preise eines Klei-
dungsstücks, das sie notwendig brauchte, etwas abzuhandeln. Der
Alten fehlten noch einige Pfennige an der kleinen Summe, von
welcher die Trödlerin nicht abgehen kann und will. Mehr aber
hat nun einmal jene nicht, als sie bietet. Traurig geht sie wei-
ter. Da springt Fritz zu der Trödlerin hin, drückt ihr das noch
fehlende Geld in die Hand und sagt leise zu ihr: Rufet jetzt
die arme Frau zurück und lasset ihr den Rock! Darauf läuft er
davon.
129. Der Schmied.
(Curtman.)
Neben dem Hause meiner Eltern wohnte ein alter Schmied,
ein gar guter Mann, obgleich er schwarz im Gesicht aussah, so
daß manche Kinder sich vor ihm fürchteten. Ich fürchtete mich
aber nicht, sondern ging alle Tage zu ihm und sah ihm zu, wie
er in seiner Werkstatt arbeitete. Da zog er einen großen Blas-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Washington Fritz Rothert Fritz_Oberlin Fritz Fritz
79
rufen, und da kam er mit seinem ledernen Schurzfell uitb mit
einem eisernen Haken, um den Eimer aus dem Brunnen zu fischen.
Jetzt ist aber der Mann schon lange tot.
130. Kindersehnen.
(Dieffeubach.)
Wenn ich groß bin, wenn ich groß bin,
dann weiß ich, was ich werd', —
ich werde ein Reiter,
ein Reiter zu Pferd!
Wenn ich groß bin, wenn ich groß bin,
dann reit' ich hinaus,
und bleibe nicht immer
hinterm Ofen zu Hans!
Wenn ich groß bin, wenn ich groß bin,
dann streit' ich im Feld
wohl mit den Franzosen
als wackerer Held!
Wenn ich groß bin, wenn ich groß bin,
dann jag' ich im Nn
euch, daß ihr verlieret
die Strumpf und die Schuh!
Wenn ich groß bin, wenn ich groß bin, —
wie gern möcht' ich's sein,
und bin doch so jung noch,
und bin noch so klein!
131. Die Stadt.
<O. Schulz.)
Der Mensch lebt gern mit andern Menschen zusammen, damit
einer dem andern beistehe; darum hat einer neben dem andern sein
Haus gebaut; daraus sind Dörfer und Städte geworden.
In den Städten findet man Straßen und Gassen, Plätze
und Märkte und eine Menge von Häusern und anderen Gebäu-
den. Die Straßen und die Gassen bestehen aus zwei Reihen von
Häusern; die Straßen sind lang und breit; die Gassen sind kurz
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
88
142. Der Hahn.
(Hoffmann von Fallersleben.)
Horch, horch! der Hahn ist auch schon wach!
So früh, Herr Hahn? Kaum graut der Tag,
da kommt mit stolzen Schritten
der Hahn einhergeschritten.
Und kikriki! Hof ein, Hof aus!
Da muß der höchste Ton heraus.
Er kann sich nicht bezwingen,
sein Morgenlied zu singen.
Ja, ja, ich hör' es, wackrer Hahn,
du kündest uns den Morgen an
und mahnst uns durch dein Krähen,
fein zeitig aufzustehen.
Du rufst uns zu: Die Morgenstund',
ihr Leute, die hat Gold im Mund;
steht auf, ihr fleiß'gen Kinder,
jetzt lernt ihr viel geschwinder.
Drum kräh nur fort durch Hof und Haus,
in einem Nu bin ich heraus;
magst nun die Faulen wecken,
die sich erst lange strecken.
143. Der Morgen.
(Curtman.)
Die Nacht ist vorüber, es wird hell, die Morgendämmerung be-
ginnt. Die Hähne haben sie schon eine Zeitlang verkündigt, die er-
wachenden Vögel zwitschern vor den Fenstern. Die Landleute verlassen
ihr Bett, füttern das Vieh im Stalle, schirren die Pferde an und geheil
an ihre Arbeit. Die Sonne ist unterdes hinter den Bergen hervorge-
kommen, ihre Strahlen wecken die noch schlafenden Tiere. Die Bienen
fliegen aus ihrem Stocke hervor und suchen in den Blüten Honig, die
Tauben aus den Hof oder ins Feld, um ihr Frühstück zu finden. Auf
den Wiesen und auf den Feldern glänzt alles voa hellen Tautropfen.
Was gestern dürr war, ist heute wieder frisch geworden, und die Men-
schen, welche gestern müde lutb schläfrig waren, sind jetzt wieder stark
und gehen munter an ihre Arbeit. Auch die Tiere sind fröhlicher als
an dem Mittage. Nur die Langschläfer liegen noch im Bette.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]